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Pressemitteilung

Erste Brut in neuer Voliere bei Schneeeulen erfolgreich

Den ungewöhnlichen Reigen seltener Jungtiere in der Wilhelma setzen die Schneeeulen fort, bei denen nach 14 Jahren Pause drei Küken geschlüpft sind. Die Schneeeulen könnten die heimlichen Stars des Zoologisch-Botanischen Gartens sein, wenn sie in diesen Breitengraden nicht so auffällig wären. Da in Stuttgart selten Schnee liegt, sind sie in ihrer Voliere immer leicht zu entdecken – im Gegensatz zu den anderen meist braun gefärbten Greifvögeln, wie ihre Nachbarn: die Seeadler und Uhus. Vielleicht verschafft ihnen auch ihre optische Präsenz besonders viele Fans. In der Beliebtheitsskala der Patenschaften für Wilhelma-Tiere liegen sie weit oben: hinter den Erdmännchen und Pinguinen gleich auf Platz drei.

Foto: Wilhelma / Harald Knitter
Bei den Schneeeulen nahm das Weibchen „Snow“ die drei Küken unter ihre Fittiche, während sich das Männchen „Olaf“ um die Futterbeschaffung kümmerte.
Foto: artismedia / Olaf Kühl
Mit vier Wochen haben die Küken der Schneeeulen ein aschgraues Dunenkleid, aber bereits die typisch bernsteinfarbenen Augen.
Foto: Wilhelma / Sabine Tomas
Neugierig beobachtet die kleine Schneeeule ihre Umgebung.

Dennoch blieb der Mitte Juli geschlüpfte Nachwuchs von den Gästen bisher weitgehend unbemerkt. Erst mit vier Wochen sind die Küken jetzt so eigenständig unterwegs, dass sie einzeln gut auszumachen ist. Anfangs nahm die Eulenmutter „Snow“ das Trio unter ihre Fittiche. Sie blieb ständig bei ihrer Brut, wärmte sie in der Nestmulde und schirmte sie vor Blicken ab. Zur Tarnung zieren dabei das weiße Gefieder der Bodenbrüterin viele schwarzbraune Bänder, damit sie zwischen Zweigen, Blättern und Erde weniger auffällt. Das Männchen „Olaf“ trägt dagegen als Versorger, der in normalerweise arktischer Umgebung auf Beutefang geht, ein fast schneeweißes Kleid mit wenigen dunklen Einsprengseln. In ihren Brutgebieten, die nördlich der Baumgrenze größtenteils in Alaska, Kanada, Grönland, Skandinavien und Russland liegen, jagen sie vor allem Lemminge und Schneehasen. Als Besonderheit unter Eulen tun sie dies auch tagsüber: zwangsläufig, denn nördlich des Polarkreises wird es in ihrer Brutzeit im Sommer nicht dunkel.

Wenn es zu einem der regelmäßigen Einbrüche des Lemmingbestands etwa alle vier bis fünf Jahre kommt, wandern die Schneeeulen in den Süden. Bricht zugleich die Hasenpopulation ein, sogar sehr weit. Dann sind sie manchmal selbst auf dem Balkan, in Nordindien oder dem Süden Nordamerikas anzutreffen. Da beweisen sie, dass sie auch in gemäßigtem Klima gut klarkommen. Trotzdem leidet die Art unter dem Klimawandel, weil der Permafrost des Bodens in der Tundra auftaut und das ganze Ökosystem ihrer Brutgebiete verändert. Seit 2017 stehen Schneeeulen daher auf der Roten Liste: Den sinkenden Bestand von schätzungsweise nur noch 14.000 bis 25.000 Vögeln in der Natur stuft die Weltnaturschutzunion IUCN als „gefährdet“ ein.

In Zoos sind sie dagegen relativ gut vertreten. Wie viele Eier ein Gelege enthält, hängt von der Verfügbarkeit von Futter ab. In der Wilhelma mangelt es nicht an Nahrung, so dass Snow, die 2009 aus dem Erlebniszoo Hannover nach Stuttgart wechselte, auch in den Vorjahren schon öfter Eier gelegt hatte, aus denen aber nie etwas wurde. Daher stand Olaf, der 2015 aus dem Zoo Hoyerswerda hinzukam, im Verdacht, die Eier nicht befruchtet zu haben. Die Befürchtung, dass er dazu gar nicht fähig sein könnte, ist nun ausgeräumt, da nach rund einem Monat aus drei von fünf Eiern Küken schlüpften. Befördert hat dies möglicherweise, dass die Schneeeulen im Jahr 2020 in eine Voliere umziehen konnten, die größer und schattiger ist und speziell für sie aufgemöbelt wurde, zum Beispiel mit Baumstümpfen als Sitzgelegenheiten.
Wer nach den Küken Ausschau hält, darf nicht nach weißen Schwingen gucken. Ihr kurzes Dunenkleid ist jetzt aschgrau. Zwar wagen sich die Nesthocker mittlerweile von ihrer Mutter fort, doch sind die drei noch flugunfähigen Küken dabei etwas unbeholfen zu Fuß unterwegs. Wenn sie sich von der Anstrengung ausruhen, sitzen sie wie kleine Flauschkegel scheinbar ohne Flügel bewegungslos da oder schlafen auf dem Bauch ein und legen dabei den Kopf flach auf dem Boden ab, in der Hoffnung nicht von Feinden entdeckt zu werden. Manche Wilhelma-Gäste, die sie so gesichtet hatten, befürchteten deshalb, die müden Küken seien bereits endgültig entschlafen. Doch dann verrät die Jungvögel meist der charakteristische Augenaufschlag der Schneeeulen: Den markant durchdringenden Blick ihrer bernsteinfarbenen Iris zeichnen die Kleinen schon aus wie ihre Eltern. (kni)

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