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Pressemitteilung

Wilhelma richtet nach Aufwärtstrend den Blick nach vorne

Nach einem tiefen Tal im ersten Corona-Jahr ging es 2021 für die Wilhelma wieder etwas bergauf. Deshalb kann der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart eine befriedigende Bilanz ziehen und geht mit Tatendrang seine vielseitigen Projekte beim Bau neuer Anlagen im jungen Jahr an. Hatte sich die Zahl der Besucherinnen und Besucher 2020 auf 805.000 glatt halbiert, erholte sie sich nun auf 995.000. Eine gewichtige Rolle spielten dabei die verordneten Komplettschließungen zum Infektionsschutz. Der Lockdown betraf im Vorjahr noch 117 Tage. Nun waren es 96 Tage. „Der Ausfall blieb erheblich“, sagt Direktor Dr. Thomas Kölpin, „aber ob ein Drittel oder lediglich ein Viertel fehlt, macht bereits einen deutlichen Unterschied. Hilfreich war für uns, dass wir mit gesammelter Corona-Erfahrung und bewährtem Hygienekonzept 2021 nach den Schließungen das Tageslimit schneller hochsetzen konnten als zuvor.“

Schneeleoparden-Drillinge
Foto: Wihelma Stuttgart
Im April geboren, wurden die verspielten Schneeleoparden-Drillinge Dawa, Karma und Nyima 2021 zu den großen Publikumslieblingen.
Blick in das Gebäude für Kleinsäuger, Vögel und Insektivoren
Foto: Wilhelma Stuttgart
Beim Gebäude für Kleinsäuger, Vögel und Insektivoren läuft der Innenausbau. Mit dem Vorgängerbau mit dem Schaukasten-Ambiente früherer Tage hat es keine Ähnlichkeit.
Blüte einer Baumartigen Pfeifenblumen
Foto: Wilhelma Stuttgart
Erstmals blühte die ungewöhnliche Baumartige Pfeifenblume, die mit ihren Blüten die Form von Pilzen genauestens imitiert.
Foto: Doug Wechsler

Dennoch blieb die Lage wirtschaftlich prekär. Das Land griff seinem Landesbetrieb mit rund 7,5 Millionen Euro unter die Arme, damit es auch hinter verschlossenen Toren weitergehen konnte. Schließlich müssen die Tiere und Pflanzen ohne Unterbrechung gepflegt werden. Beliebte Großveranstaltungen, etwa der Internationale Kindertag oder Halloween, die mehr Publikum bringen, sowie Zusatzangebote, die Einnahmen schaffen, wie zum Beispiel Kindergeburtstagsfeiern oder Führungen mussten weiter ausfallen. Immerhin konnte das Illuminationsevent Christmas Garden nach der Corona-Pause von 2020 nun wieder für zusätzliche Abendgäste sorgen.

„Insgesamt dürfen wir uns glücklich schätzen, dass wir den Basisbetrieb aufrecht erhalten konnten“, so der Direktor. „Das verdanken wir dem leidenschaftlichen Engagement unserer Belegschaft unter den schwierigen Bedingungen. So konnten wir vermeiden, dass es unter den Tieren oder auch den seltenen Pflanzen wegen Corona zu Verlusten kam. Von unseren Gästen hören wir oft, dass sie dankbar sind, dass es überhaupt weitergeht, selbst wenn wir noch weit von der Normalität entfernt sind.“

Mehr digitale Angebote

Um die Einschränkungen etwas aufzufangen, setzte die Wilhelma verstärkt auf Digitalisierung. So startete sie im März einen Instagram-Auftritt, der mit Fotos, Videos und kurzen Berichten Einblick in die aktuellen Abläufe und Neuerungen gibt. Zu den erfolgreichsten Beiträgen zählten Luftaufnahmen der Magnolienblüte, die wegen der Corona-Schließung ohne Publikum ablief.  45.000 Mal wurde das Drohnenvideo abgerufen. 12.500 Menschen verfolgen inzwischen per kostenlosem Abo kontinuierlich die Impressionen im Internet. Die Wilhelmaschule stellte sich auf Fernunterricht ein und entwickelte anschauliche Lerneinheiten, mit denen sich die Pädagoginnen und Pädagogen live in die Biologiestunden des Homeschoolings zuschalten. Schon über 100 Mal haben Schulklassen den unterhaltsamen Unterricht am Bildschirm in Anspruch genommen.

Dank des Artenschutz-Euros, den viele Gäste beim Kartenkauf entrichten, konnte die Wilhelma auch 2021 ihre Unterstützung für Schutzprogramme weltweit fortsetzen. Inklusive des eigenen Budgets investierte sie 450.000 Euro in mehr als 20 Programme weltweit. Die größte Summe förderte 2021 mit 100.000 Euro den Ankauf von Regenwald in Ecuador, um zwei Schutzgebiete, in denen Brillenbären leben, zu erweitern. Zudem setzte die Wilhelma die Finanzierung einer vierköpfigen Rangertruppe in Belize mit 50.000 Euro fort. „Ich bin äußerst dankbar, dass so viele unserer Gäste den Artenschutz-Euro beisteuern“, betont Kölpin. „Die Programme vor Ort müssen ohnehin jeden Cent umdrehen und sind in der Pandemie stark unterfinanziert. Für sie war es Gold wert, dass die Wilhelma ihre Förderung aufrechterhalten konnte.“

Viele Veränderungen bei den Raubkatzen

Zoologisch entwickelte sich 2021 in der Wilhelma zum „Jahr der Katze“. Im Frühjahr bezog Niara als Neuzugang aus dem Zoo Salzburg das eigens für die Gepardin umgebaute ehemalige Eisbärengehege. Dass sie von den Katern räumlich weit getrennt lebt und mit Zawadi oder Haraka nur während ihrer Rolligkeit zusammentrifft, soll die Chancen der Nachzucht steigern. 2022 soll es zu fruchtbaren Rendezvous kommen.

Hervorragend klappte die Zucht schon bei den Schneeleoparden, die Drillinge bekamen. Die verspielten Dawa, Karma und Nyima waren die Publikumslieblinge. Allerdings ist der Erfolg beim Nachwuchs nicht nur nett zu beobachten, sondern auch wichtig für das Überleben der bedrohten Tierart. Der Naturschutzbund (NABU) erläuterte mit einer interaktiven Ausstellung die Lebensräume der Schneeleoparden im Hochgebirge und stellte das gemeinsame Artenschutzprojekt in Kirgisien vor, wo der NABU Anti-Wilderer-Einheiten organisiert und mit der Wilhelma finanziert. Der Schneeleoparden-Nachwuchs von 2019, Askar und Malou, wurden auf Empfehlung des europäischen Zuchtkoordinators an Zoos weitervermittelt, wo sie eigene Familie gründen sollen. Von zwei hochbetagten Raubkatzen musste die Wilhelma Abschied nehmen. Der Persische Leopard Aman starb mit 15,5 Jahren an Alterskrebs. Dumai erreichte ein biblisches Alter. Mit fast 21 Jahren war sie zuletzt die zweitälteste Sumatra-Tigerin der Welt.

Bei der Tigerhaltung folgt nun eine Pause. In diesem Jahr beginnt der Bau eines großen Landschaftsgeheges weiter oben im Park. Dort sollen künftig die größten Raubkatzen der Welt leben: Sibirische Tiger. Statt eines neuen Leoparden zog im Dezember bereits ein zweiter Jaguar ein: Der Kater Milagro ist mit anderthalb Jahren noch jung. Doch später einmal soll er mit der Katze Taima, die 2019 in die Wilhelma kam, ein Zuchtpaar bilden.

Neue Tiere und neue Arten

Einen kompletten „Personalwechsel“ gab es auch bei den Brillenbären und Netzgiraffen. Nach dem Tod des Senioren Ambrose 2020 hat die Wilhelma die verwaiste Bärenanlage renoviert und aufgemöbelt. Seit Mai sorgen die aus dem Frankfurter Zoo gekommenen Cashu und ihre Tochter Suyana, die bis in die höchsten Baumspitzen klettern, für ungewohnt viel Trubel. Bei den Giraffen wurde Anna als Tochter von Hanck abgegeben. Dafür zogen als Partnerinnen des Bullen mit Nyiri und Sala zwei Kühe des Kölner Zoos ein. Leider überstand Hanck im Oktober einen medizinischen Eingriff nicht. Daher ist die Wilhelma nun interessiert, einen neuen Giraffenbullen aufzunehmen.

Neu im Bestand sind seit 2021 Emus und Davidshirsche. Erstmals gab es Jungtiere bei den Yaks und den extrem seltenen Deserta-Taranteln. In den Gewächshäusern blühte zum allerersten Mal die erstaunliche Pfeifenblume. Das baumartige Gewächs bildet am Fuß des Stammes Blüten aus, die Pilzen täuschend ähnlich sind, um Fliegen zur Bestäubung anzulocken. Der Fachbereich Parkpflege gewann zusammen mit dem BUND- Kreisverband den Landesnaturschutzpreis für das Schaffen von artenreichen Wiesen in der Stadt als nahrungsreiche Lebensräume für Schmetterlinge und andere Insekten. Weil er auch für die staatlichen Grünanlagen in der Landeshauptstadt zuständig ist, war seine größte Aufgabe im vergangenen Jahr jedoch, nach dem Sturm vom Juni im Schlossgarten 25 umgestürzte Bäume fachgerecht zu entfernen, hunderte Bäume mit Windbruch zu pflegen und Arten nachzupflanzen, die dem Klimawandel besser gewachsen sind.

Projekte für 2022

Für 2022 liegt das Augenmerk auf den Projekten zur Weiterentwicklung der Wilhelma. Fertiggestellt wird der Neubau für Kleinsäuger, Vögel und Fleischfressende Pflanzen. Das Gebäude hinter dem Wintergarten zeigt künftig eine enorme Vielfalt vom Gürteltier über den Rennkuckuck bis zur Venusfalle. Die Eröffnung könnte zu Ostern erfolgen. Doch hängt der Termin von der Pandemie ab. Um Engpässe zu vermeiden, können die Türen erst öffnen, wenn dort auch eine nennenswerte Zahl an Gästen eingelassen werden darf.

Bei der Umgestaltung des oberen Parkbereichs nimmt jetzt der Asiatische Bauernhof mit Streichelgehege zunehmend Kontur an. Und nebenan wird die Baufläche für die künftige Tigeranlage vorbereitet. Der geplanten Terra Australis fiebern Wilhelma und Gäste gleichermaßen entgegen. Hier sollen charismatische Tierarten von Downunder sich ihr Stelldichein geben: allen voran Koalas, aber auch Baumkängurus und einige nachtaktive Arten. Der Innenausbau der entkernten Gebäudehülle des früheren Domizils der Menschenaffen hat dafür begonnen. Wann die Tiere letztlich einziehen, steht noch nicht fest. Den Baufortschritt beeinflussen mit Lieferketten, Preisentwicklung und Personallage Faktoren, die während der Pandemie ständigen Schwankungen unterworfen sind.

An markanter Stelle gleich am Eingang läuft die aufwendige Sanierung des historischen Pavillons das ganze Jahr hindurch weiter. Das denkmalgeschützte Rondell stammt noch von dem Erbauer, König Wilhelm I. von Württemberg, und diente zuletzt als Kassenhäuschen. Bei der Erstsanierung soll die 175 Jahre alte Bausubstanz erhalten und das Dekor nachgefasst werden.

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