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Unser Auftrag

Zuchtbücher führen, Pflanzen genetisch entschlüsseln und natürliche Lebensräume bewahren – die Aufgaben eines modernen zoologisch-botanischen Gartens gehen weit über die Haltung exotischer Tiere und Pflanzen hinaus. Einer der wichtigsten Bereiche ist der Artenschutz, der in zwei Formen unterschieden wird.

Beim In-situ-Artenschutz geht es um Projekte direkt vor Ort im Herkunftsgebiet der Tiere. Zum Ex-situ-Artenschutz zählen die Erhaltungszuchtprogramme in zoologischen Gärten oder Reservaten außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes der Arten.

Ex-Situ-Artenschutz und Zuchtprogramme

Ein Gänsegeier der Wilhelma, der wiederausgewildert wurde, in den Händen des Zuchtkoordinators Ivan Kaishev.
Foto: Green Balkans

Für den Aufbau einer langfristig gesunden, sich selbst erhaltenden Reservepopulation ist eine möglichst große genetische Vielfalt ist nötig. Um Inzuchterscheinungen zu verhindern und geeignete Tiere für eine Wiederauswilderung zu erhalten, tauschen Zoos ihre Tiere untereinander aus. Für die Organisation gibt es seit 1992 die Europäische Erhaltungszuchtprogramme (EEP) der Europäischen Zoovereinigung (EAZA). Jedes EEP einer bedrohten Art wird von einem Koordinator betreut, der den gesamten Bestand in den EAZA-Mitgliedszoos im Blick hat. Welche Tiere genetische zueinander passen und Nachwuchs bekommen dürfen, entscheidet der Koordinator. Er gibt verbindliche Empfehlungen mit Hilfe von Computerprogrammen, die beispielsweise Alter, Erbanlagen und Verwandschaft der Tiere berücksichtigen.

Jeder EAZA-Zoo ist für ein oder mehrere EEP verantwortlich. Daneben gibt es noch die Europäischen Zuchtbücher (ESB) und die Internationalen Zuchtbücher (ISB). Auch hier werden die Stammbaumdaten aller Tiere einer bestimmten Art gesammelt, um auf dieser Grundlage Jungtiere zu vermitteln oder Gruppen neu zusammenzustellen. Die Wilhelma beteiligt sich an über 50 EEP,  beispielsweise für die Gorillas, die Okapis und die Geparden, und über 30 ESB und ISB.

Auswilderung und Wiederansiedlung

Von der Wilhelma in die Wildbahn – diesen Weg gingen schon Steinböcke, Gänsegeier, Moorenten und Seeadler im Rahmen von Auswilderungs- bzw. Wiederansiedlungsprojekten. Dem Rückgang der Bestände in der Natur entgegenzuwirken, ist ein aktiver Beitrag zum Artenschutz. Jedoch können nur dann Tiere aus Zoobeständen in ihrer Heimat wieder ausgewildert werden, wenn der neue Lebensraum genügend Nahrung und Schutz vor etwa Wilderei bietet. Dazu müssen Naturreservate oder Schutzzonen eingerichtet werden, in denen die Tiere eine sichere Heimat finden.

Zoos sichern das Überleben der Säbelantilopen

Einst bevölkerten die Säbelantilopen in großen Herden die Randgebiete der Sahara und die Sahelzone. Im Lauf des 20. Jahrhunderts fielen sie jedoch nach und nach dem Menschen zum Opfer. Fleisch und Fell dieser Oryx-Antilopen waren begehrt und die beeindruckenden Hörner als Trophäen beliebt: Bis zu 1,20 Meter misst der säbelartig gebogene Stirnschmuck. Zu Wilderei kamen längere Dürreperioden, Bürgerkrieg und Lebensraumverlust durch die zunehmende Viehhaltung von Schafen und Ziegen. Ende der 1970er lag der Oryx-Bestand bei nur 6.000 Tieren. Seit 1986 galt die Art als bedroht, 1996 stufte die Weltnaturschutzunion IUCN sie als stark bedroht ein, weitere vier Jahre später galt sie offiziell als ausgerottet

Nur weil es auch Säbelantilopen in Zoos gab, konnte die Art überleben und ihr Bestand in menschlicher Obhut wieder anwachsen. 2016 startete im Tschad ein Auswilderungsprojekt, das die Oryx in ihre ursprüngliche Heimat zurückbringen soll. In dem Naturschutzgebiet Ouadi Rimé-Ouadi Achim wurden Tiere aus nordamerikanischen und europäischen Zoos in die Wildbahn entlassen, um frei von Jagd und Verfolgung eine stabile Population aufzubauen.

Die Wilhelma ist mit ihrer kleinen Antilopenherde Teil des EEP und konnte sich schon mehrfach über Nachwuchs bei dieser stark bedrohten Art freuen.

Säbelantilopennachwuchs mit Mutter in der Wilhelma

In-Situ-Artenschutz: Aufforstung, Landkauf und Auffangstationen

Damit diese Reservate entstehen und vor allem auch erhalten werden können, fördert die Wilhelma zahlreiche Projekte rund um den Globus. So konnte der Zoologisch-Botanische Garten beispielswiese umgerechnet 115.000 US-Dollar für den Kauf von Regenwaldflächen im mittelamerikanischen Belize beisteuern. Auf Borneo wird die Renaturierung des ehemaligen Holzeinschlaggebietes am Lamandau-River-Gebiet ermöglicht. Aus Setzlingen entsteht in wenigen Jahren ein junger Wald, der den dort heimischen Orang-Utans Nahrung und Obdach bieten wird. Spenden fließen auch nach Südafrika, wo der Verein VulPro verletzte Geier aufnimmt und wieder auswildert.

Mehr als 30 solcher Projekte kann die Wilhelma mit finanziellen Mitteln unterstützen. Dafür hat sie nicht nur ein eigenes Artenschutz-Budget, auch der Verein der Freunde und Förderer beteiligt sich an der Finanzierung. Die Besucher*innen des Parks haben zudem über den Artenschutz-Euro eine einfache Option, gleich beim Kauf der Eintrittskarte an der Kasse einen kleinen Beitrag zu leisten.

In der Wilhelma wird bereits seit 2013 jedes neu gebaute Tierschauhaus und jede größere Anlage mit einem Schutzprojekt in der Heimat der jeweiligen Arten verbunden, um so die Brücke zwischen den Tieren im Zoo und ihren wildlebenden Artgenossen zu schlagen. Die Wilhelma übernimmt mit ihrem Fachwissen die Auswahl der Projekte, die Spenden erhalten sollen, und begleitet deren Entwicklung über Jahre, um sicher zu gehen, dass das Geld gut angelegt ist.

Artenschutz bei Pflanzen

Als botanischer Garten engagiert sich die Wilhelma natürlich auch für den Erhalt und den Schutz von Pflanzen. Laut „State of the World’s Plants Report“ sind zwei von fünf Pflanzenarten weltweit vom Aussterben bedroht – vor allem durch intensive Landwirtschaft, Abholzung und Ausbreitung menschlicher Siedlungen. Um dem entgegenzuwirken, sind botanische Gärten im Natur-
schutz aktiv und kooperieren weltweit. Ein zentraler Punkt dabei ist der Samentausch: Die beteiligten Institutionen geben dazu jährlich einen Katalog mit allen bei ihnen geernteten Samen heraus. Diese können von anderen Gärten kostenlos beziehen und aussäen. So werden seltene Arten effektiv verteilt. Auch die Wilhelma beteiligt sich daran und verschickt Saatgut an über 130 botanische Gärten.

Auch das Anlegen von Ex-situ-Sammlungen dient dem Artenschutz. Dabei erhält ein botanischer Garten Pflanzen einer bedrohten Art vom Wildstandort und kultiviert diese. So trägt die Wilhelma aktuell z. B. die Verantwortung für die Glänzende Seerose, die nur in wenigen Seen Baden-Württembergs vorkommt. Sollten diese austrocknen, überlebt die Art in der Wilhelma und kann später wieder ausgewildert werden.

Die Blüte der glänzenden Seerose, die nur in wenigen Seen Baden-Württembergs heimisch ist.

Jetzt Artenschützer*in werden

  • Der Artenschutz-Euro ist ein freiwilliger Beitrag, den Besucher*innen beim Kauf eines Erwachsenentickets bezahlen können. Kindertickets enthalten keinen Artenschutz-Euro.
  • Wer den Artenschutz-Euro nicht bezahlen möchte, kann dies vor dem Kartenkauf abwählen oder an der Wilhelma-Kasse mitteilen. Der Beitrag wird dann nicht berechnet.
  • 100 Prozent der Einnahmen aus dem Artenschutz-Euro gehen an unsere Projekte im In- und Ausland.
  • Es gibt keine Abzüge für Verwaltungskosten.

Danke, dass auch Sie Teil der Allianz für die Natur sind.

Ein Orang-Utan mit Nachwuchs im Regenwald